Der Mensch wird ständig von Keimen – wie etwa Viren oder Bakterien – angegriffen. Mit dem Immunsystem ist der Körper dagegen weitgehend geschützt. Doch diese Körperabwehr funktioniert nicht fehlerfrei. Infekte, Allergien und Autoimmunerkrankungen können die Folge sein.

Tag und Nacht versuchen Infektions-Erreger in den menschlichen Körper einzudringen – fast immer vergeblich. Denn meist arbeitet die körpereigene Abwehr des Menschen so effektiv, dass Infektionen unbemerkt vorüberziehen. Bei einigen Erregern braucht die Körperabwehr allerdings länger, bis die Eindringlinge ausgeschaltet sind. Völlig ohne Beschwerden läuft der Prozess dann nicht mehr ab. Wir Menschen leiden in solchen Fällen zum Beispiel an Husten, Schnupfen, Heiserkeit oder sogar Fieber. So lästig diese Symptome sind: Sie sind Teil des Abwehrmechanismus und dienen dazu, den Körper von Erregern wieder zu befreien.

Lesen Sie im Folgenden, wie die Körperabwehr funktioniert – und warum manchmal Fehler auftreten.

Bakterien, Mykobakterien, Viren, Pilze, Parasiten – so heißen die ungebetenen Gäste, die unser Immunsystem täglich auf Trab halten. Sie stellen oft eine Bedrohung für unsere Gesundheit dar und müssen bekämpft werden. Der menschliche Körper hält dafür eine ganze Reihe komplexer Verteidigungssysteme bereit, die sich in drei Stufen gliedern.

Stufe 1: Anatomische Barrieren

Was für den Krieger die Rüstung ist, sind beim Körper die anatomischen Grenzen nach außen: Ob Haut, Schleimhäute, Nasenhaare oder die Flimmerhärchen auf der Bronchialschleimhaut – als erste Instanz der Abwehr halten sie die gröbsten Angriffe von außen ab. Auch die Magensäure gehört zu diesem System. Sie macht Keime unschädlich, die über die Nahrung in den Körper gelangen. „Wenn Haut oder Schleimhäute verletzt oder gereizt sind, ist das natürlich ungünstig“, erklärt Professor Volker Wahn, Oberarzt und Leiter der Sektion Infektionsimmunologie am Campus Virchow-Klinikum in Berlin. Denn durch derart geschwächte anatomische Barrieren können Erreger vergleichsweise leicht eindringen.

Stufe 2: Die natürliche Abwehr

Um Keime, die die anatomischen Barrieren überwunden haben, kümmern sich im Körper weitere Komponenten des Immunsystem – zum einen die sogenannte natürliche Abwehr. „Die natürliche Abwehr besteht aus Fresszellen, zu denen Makrophagen, Monozyten und neutrophile Granulozyten gehören. Aber auch im Blut gelöste Eiweiße mit eigener Abwehrfunktion zählen dazu“, erläutert Volker Wahn. Diese zelluläre Verteidigungsfront wird über chemische Botenstoffe angelockt und ist auch bei einer Wunde oder einem Infektionsherd immer als erstes am Ort des Geschehens.

Die natürliche Abwehr wird aber nicht ohne Grund auch „unspezifische Abwehr“ genannt. Alles was körperfremd und potenziell bedrohlich ist, wird einfach aufgefressen. Eine Analyse vorab, um welchen Angreifer es sich genau handelt findet nicht statt. Genauso wenig merkt sich die unspezifische Abwehr ihre Abwehrmechanismen. Eindringlinge werden einfach von den Fresszellen umschlossen und nach und nach abgebaut.

Stufe 3: Die „intelligente“ Abwehr

Das System hat allerdings seine Grenzen. Oft aktiviert das Immunsystem die nächste Stufe: die intelligente Abwehr. Hier übernehmen die B-Lymphozyten, die im Knochenmark gebildet werden. Sie sammeln sich später in den Lymphknoten und der Milz, wo sie Antikörper gegen die Erreger bilden. Hinzu kommen die T-Lymphozyten, die im Thymus reifen. Zusammen mit den B-Zellen bilden sie die „spezifische Abwehr“. Sie richtet sich gezielt gegen bestimmte einzelne, spezifische Erreger. Das Besondere: Das Immunsystem merkt sich die Beschaffenheit der Erreger. Bei einer erneuten Infektion kann der Körper somit schneller und wirkungsvoller reagieren. Diese Form der Abwehr steht jedoch nicht sofort zur Verfügung. Sie muss erst erlernt werden. „In der Regel dauert es ein paar Tage, bis die spezifische Abwehr voll einsatzbereit ist. Der Schutz bleibt dann aber durch das immunologische Gedächtnis über viele Jahre bestehen“, so Experte Wahn.

Wird das Immunsystem nach einem Infekt stärker?

Ja, unter Umständen schon. Denn wie bereits erklärt, kann sich das Immunsystem über die spezifische Abwehr bestimmte Keime merken. Nach dem Prinzip funktionieren übrigens Impfungen. Bei einer Impfung wird dem Körper eine Infektion mit einem bestimmten Keim vorgegaukelt. Der Impfstoff sieht dem eigentlichen Erreger äußerlich sehr ähnlich, ist aber so konzipiert, dass er nicht krankmacht. Für die Körperabwehr reicht das Vorgaukeln allerdings aus, um Abwehrstoffe zu bilden – und sich diese auch zu merken. Befällt später einmal der tatsächliche Erreger den Körper, kann der Körper sofort mit einem ganzen Bataillon spezifischer Abwehrstoffe reagieren. Vergleichbar mit einem auswendig gelernten Gedicht, lässt aber das Gedächtnis dieser Abwehrzellen mit der Zeit wieder nach. Die Immunität muss dann durch eine weitere Impfung aufgefrischt werden. „Gegen Tetanus muss beispielsweise mindestens drei Mal geimpft werden, da der Körper aus nur einer Injektion zu wenig Antikörper bildet. Gegen Grippe reicht hingegen eine Impfung, um ausreichend Schutz zu bilden“, sagt Volker Wahn. Da sich der Grippeerreger aber immer wieder verändert, sollte die Grippeimpfung trotzdem jährlich erneut erfolgen – mit dem jeweils aktuellen Impfstoff.

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